Heinrich Lammasch
Soziales & Demokratie
Gesetze & Abkommen, Politiker:in                        
                    
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                                                                                    Der Pazifist Heinrich Lammasch (* 1853 in Seitenstetten; † 1920 in Salzburg) war ein österreichischer Straf-, Staats- und Völkerrechtler sowie 1918 letzter Ministerpräsident des kaiserlich-königlichen Österreichs. Lammasch gehörte zu den bedeutendsten Befürwortern der politischen Neutralität Österreichs und war als Rechtsgelehrter international anerkannt.
Nach seiner Promotion 1876 hielt Lammasch sich mehrere Monate in Deutschland, Frankreich und England auf. Die Erfahrungen dort legten den Grundstock seines späteren Handelns für Weltfrieden und internationales Recht. Seine Arbeitsschwerpunkte waren Strafrechtsdogmatik, Auslieferungs- und Asylrecht.[
1899 und 1907 nahm Lammasch als völkerrechtlicher Berater der österreichisch-ungarischen Delegation an den Haager Friedenskonferenzen teil und war danach an Entscheidungen internationaler Konflikte beteiligt. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg war Lammasch für die Auflösung des Bündnisses mit dem Deutschen Reich und eine Annäherung an die Westmächte eingetreten. Den Ersten Weltkrieg betrachtete er zu Beginn als Verteidigungsakt, expansionistische Kriegsziele der Donaumonarchie lehnte er ab. Er war Mitglied der Friedensbewegung; der Generalstab verlangte deswegen seine Verhaftung.
Von Oktober 1917 bis Februar 1918 trat Lammasch im Herrenhaus des Reichsrats vehement für einen Verständigungsfrieden mit der Entente ein. Er warnte: „Der sogenannte Siegfriede […] wäre ein fauler Friede, wäre ein Waffenstillstand vor einem noch gewaltigeren und entsetzlicheren Waffengang.“ Lammasch wurde dafür niedergeschrien, öffentliche Meinung und Zeitungen waren gegen ihn. Er wirkte mit der pazifistischen sogenannten Meinlgruppe um den Diplomaten und Konzernchef Julius Meinl auf einen Friedensschluss hin. In seiner Schrift "Das Völkerrecht nach dem Kriege" (1917) forderte er außerdem den Aufbau einer internationalen Organisation. Daher versprach er sich viel von Woodrow Wilsons Idee des Völkerbundes. Seine Versuche, Anfang 1918 bei Gesprächen mit dem pazifistischen Priester George D. Herron in der Schweiz direkte Kontakte mit Wilson zu für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen, erhielt ihn aber nie.
In der Universität Wien, im Arkadenhof, befindet sich ein Denkmal für Heinrich Lammasch.
Festschrift für Heinrich Lammasch, Seitenstetten, 2008
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Adresse: 3353 Seitenstetten, Waidhofnerstraße 2 (Hofrichterhaus)